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1071 Menschen im Jahre 2016 vor dem Ertrinken gerettet

Veröffentlicht: 06.06.2017
Autor: DLRG Bundesverband/ Achim Wiese

Hannover/Bad Nenndorf. Eine repräsentative forsa-Umfrage hat es deutlich aufgezeigt: 59 Prozent der Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer. Dies gab heute der Vizepräsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Achim Haag, in Hannover bekannt. Als sicherer Schwimmer wird bezeichnet, wer die Disziplinen des Jugendschwimmabzeichens in Bronze (Freischwimmer) erfüllt. Mit dieser Auffassung steht die DLRG nicht alleine da. Sie wird unterstützt von allen Schwimmsporttreibenden Verbänden und der Kultusministerkonferenz (KMK). „Die Schwimmfähigkeit der Kinder im Grundschulalter ist weiterhin ungenügend. Im Durchschnitt besitzen nur 40 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen ein Jugendschwimmabzeichen“, so Haag. Die Umfrage zeige hier sehr deutlich auf, dass nach Angaben des befragten Elternteils 77 Prozent der Grundschüler das „Seepferdchen“ absolviert haben. Haag: „Als sicherer Schwimmer kann nur gelten, wer die Disziplinen des Jugendschwimmabzeichens in Bronze sicher beherrscht. Alle Experten, Sportwissenschaftler und unsere Ausbilder sind sich einig, dass die Prüfungsanforderungen des Seepferdchens dafür zu gering sind.“ Das Seepferdchen ist kein Schwimmabzeichen, hier handelt es sich lediglich um eine Bescheinigung dafür, dass sich das Kind auf einer Stecke von 25 Metern über Wasser halten kann.

Die Gründe für diese Entwicklung sind sowohl im familiären als auch im schulischen Bereich zu suchen, und auch die Bäderschließungen spielen eine Rolle. Achim Haag: „Wer Bäder schließt, um Kosten zu senken, handelt fahrlässig und verantwortungslos. Die DLRG sieht in diesem Umfrage-Ergebnis eine Bestätigung ihrer Position und versteht das Ergebnis als Auftrag, ihre Arbeit für den Fortbestand der Schwimmbäder auf allen Ebenen fortzusetzen.“

Bezeichnend in diesem Zusammenhang sind auch die Ergebnisse zur Frage „Wann haben Sie schwimmen gelernt?“. „In der Grundschule ist die Schwimmausbildung offenbar aus der Mode gekommen, und geht die Entwicklung so weiter, gibt es die dort bald gar nicht mehr“, empört sich Haag. Bei den über 60-Jährigen waren es noch 56 Prozent, die in der Grundschulzeit das Schwimmen erlernten, 52 Prozent bei den 45- bis 59-Jährigen, schon nur noch 49 bei den 30- bis 44-Jährigen. Und erschreckend die Zahl bei den jetzt 14- bis 29-jährigen Befragten: Nur noch 36 Prozent lernten das Schwimmen in der Grundschule. Mittlerweile haben rund 25 Prozent der Grundschulen keinen Zugang zu einem Bad. „Das ist so nicht hinnehmbar“, beklagt Haag die Situation.

Wenig überraschend ist deshalb auch das Ergebnis zu der Frage „Wo haben die Kinder schwimmen gelernt?“. Nur 27 Prozent der Eltern sagten „in der Schule“. Hier tut sich ein großes Problem auf, das auch mit dem Rückgang des Schulschwimmunterrichtes zusammenhängt. Die DLRG fordert die Grundschulen auf, ihrem gesetzlich vorgeschriebenen Auftrag, nämlich Schwimmunterricht zu erteilen, nachzukommen. „Wenn diese Entwicklung so weitergeht, ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann Deutschland zu einem Land der Nichtschwimmer wird“, so der DLRG-Vizepräsident.

Auf die Frage „Wie bewerten Sie ihre eigene Schwimmfähigkeit?“ bezeichnen sich 14 Prozent als sehr guter Schwimmer und 33 Prozent als guter Schwimmer. Für einen durchschnittlichen Schwimmer halten sich 40 Prozent, als schlechten Schwimmer bezeichnen sich 9 Prozent, und 3 Prozent „outeten“ sich als Nichtschwimmer. Der Anteil der Nichtschwimmer und unsicheren Schwimmer in der Bevölkerung beläuft sich damit auf 52 Prozent. Mehr als die Hälfte der Interviewten ist also im Wasser unsicher oder kaum in der Lage, sich selbst zu retten. Bei diesen Gruppen ist das Risiko zu ertrinken besonders hoch. Das persönliche Urteil über die eigene Schwimmfähigkeit ist natürlich subjektiv.

61 Prozent der 14- bis 29-Jährigen bezeichnen sich als sichere Schwimmer, ebenso 52 Prozent der 30- bis 44-Jährigen. In der Altersklasse 45 bis 59 sind es nur noch 47 Prozent. Lediglich 36 Prozent der Befragten ab 60 Jahre geben an, sicher schwimmen zu können. Bei genauer Betrachtung zeigt sich ein deutliches Indiz dafür, weshalb ältere Mitbürger heute besonders häufig ertrinken.

1071 Menschen vor dem Ertrinken gerettet

Die Rettungsschwimmer der DLRG haben im vergangenen Jahr 1071 Menschen vor dem Ertrinken gerettet, davon 529 bei ihrem gemeinsamen Einsatz mit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) im Mittelmeer vor der griechischen Insel Lesbos. In Deutschland waren es 162 Personen weniger als 2015. In 39 Einsätzen mussten die Wasserretter sogar ihr eigenes Leben riskieren, um die Opfer lebend an Land zu bringen. „Dies zeigt mir, dass unsere Retter kein Menschenleben verloren geben und darum kämpfen – bei starker Strömung, Sturm und anderen Gefahren“, würdigte DLRG-Vizechef Haag die Leistungen der Einsatzkräfte an Küsten und Binnengewässern. „Wir dürfen natürlich die hohe Zahl der Ertrunkenen im vergangenen Jahr nicht unberücksichtigt lassen. Immerhin verloren mindestens 537 Menschen im Wasser ihr Leben“, so Haag weiter.

Unter den Leistungen der DLRG waren im Jahr 2016 auch Rettungen von 163 Tieren und Hilfestellungen bei Umweltgefahren in 474 Fällen.

In der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung mussten die Lebensretter einen geringen Abwärtstrend hinnehmen. Die Ausbilder am Beckenrand haben im vergangenen Jahr 219.259 Prüfungen abgenommen. Vizepräsident Haag bezeichnete es als bemerkenswert, dass trotz des Bädersterbens davon mehr als 74.000 Rettungsschwimmprüfungen erfolgreich abgelegt wurden. „Mit diesem Ergebnis müssen wir uns keine Sorgen um unseren Nachwuchs auf den Wachstationen machen, müssen aber dieses Niveau zukünftig auch halten“, bilanziert Haag die Ausbildungsleistung.

Die Mitglieder der DLRG haben im vergangenen Jahr über 9,1 Millionen Stunden ehrenamtlich für die Allgemeinheit geleistet. 1,5 Millionen Mitglieder und Förderer unterstützen die Ziele und humanitären Aufgaben der größten Wasserrettungsorganisation der Welt.